Chronik
Seit über hundert Jahre weisen hellsichtige Menschen auf die Gefahren einer heimatlosen Zukunft hin. Heute bemühen sich Heimatbund und Heimatvereine, Kirchen, Schulen, Vereinigungen und heimatbewußte Menschen, die guten Grundlagen der Heimat zu erhalten und zu pflegen. Der Begriff Heimat, sowie die Beziehung und Einstellung zur Heimat, unterliegen einem historischen Wandel. Heimat ist Sicherheit und Geborgenheit in einem vertrauten Raum.
Heimat ist, wo der Mensch sich frei bewegen, sich frei entfalten, frei arbeiten kann und wo er geachtet wird. In der Heimat kennt man die Menschen, ihre Sprache und ihre Gewohnheiten. Hier schützt man das Brauchtum und paßt sich ihm an. Heimat ist von einer mitmenschlichen Verantwortung getragen, wo es gilt, sich immer wieder für die Mitmenschen einzusetzen, ihm Freund zu sein und in der Not zu helfen. Ein freundlicher Gruß, eine kleine Hilfe, ein guter Rat, ein freundliches Gespräch tun oft schon viel Gutes. Heimat ist unser Lebensraum, den es gilt zu erhalten, zu pflegen und immer wieder neu zu formen, da er fortwährend neuen Einflüssen ausgesetzt ist. Es gibt nichts schöneres, als die Heimat lebenswert zu erhalten und in ihrem überschaubaren Raum sich heimisch zu fühlen.
Wer so denkt und sich so für die Heimat einsetzt, der versteht auch folgende Worte, die Pater Oswald Rohling OP 1963 auf dem Münsterlandtag gesagt hat: „Alle Völker auf Gottes weiter Erde wissen um Heimat, reden von der Heimat! Alle seelisch gesunden Menschen schätzen und lieben ihre Heimat! Wer tief drinnen keine Heimat hat, wer nie Heimat erlebte und nach keiner Heimat sich sehnt – er mag sein und haben, was er will – der ist ein armer Mensch!“.
Der Heimatverein Garrel wurde erst am 14. Januar 1985 gegründet. Jahrzehnte zuvor war versucht worden, einen solchen Verein zu gründen, aber aufgrund von Meinungsverschiedenheiten kam es nicht dazu. In den Jahren 1983 und 1984 fanden Informationsveranstaltungen statt, in denen unter anderem auch Vertreter von bereits bestehenden Heimatvereinen über Sinn und Zweck eines Heimatvereins referierten.
An der Gründungsversammlung nahmen 73 interessierte Bürger der Gemeinde teil, 54 von ihnen erklärten ihren Beitritt. Heute hat der Heimatverein Garrel etwa 450 Mitglieder, und fortwährend werden es mehr. Vorstandsvorsitzender ist zur Zeit Günter Buschenlange, zweiter Vorsitzender Prof. Dr. Markus Kemper. Franz Wiese †, Gründer des Heimatvereins, der das Amt des 1. Vorsitzenden für viele Jahre innehatte, wurde dann der erste Ehrenvorsitzende. 2017 wurde Bernd Ferneding † zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Aufgaben und Ziele des Heimatvereins Garrel sind im Gebiet der Gemeinde das heimische Kulturgut von Sprache, Schrift und Brauchtum zu erhalten, zu pflegen, zu erforschen und zu entwickeln. Der Heimatverein arbeitet bei der Erhaltung, Gestaltung, Neuanlage und Pflege von dörflichen Gemeinschaftanlagen mit und versieht landschaftspflegerische und denkmalschützerische Aufgaben. Er fördert das dörfliche Gemeinschaftsleben, schützt und entwickelt das ländliche Brauchtum wie auch die Kultur. Außerdem beschäftigt sich der Heimatverein damit, Chroniken zu erstellen und fortzuschreiben, Bilder, Dias und Filme zu sammeln, herzustellen und für die Nachwelt zu erhalten.
Bei der Gründung des Heimatvereins Garrel ist erklärt worden, dass die Eigenständigkeit der in der Gemeinde bestehenden Vereine und Verbände gewahrt bleiben soll. Der Heimatverein ist bereit, diese auf Wunsch bei irgendwelchen Vorhaben, die dem heimatlichen Gedanken dienlich sind, nach Kräften zu helfen. Das alljährliche Programm des Heimatvereins hat zumeist Veranstaltungen aus diesem Aufgabenbereich zum Inhalt.
Jedes Jahr im März findet die Mitgliederhauptversammlung statt. Diese beginnt mit dem beliebten Wurstebrotessen. Sehr beliebt sind die Autorenlesungen, die Morgenwanderungen, die Nachmittagswanderfahrten, die Radtouren und die Ganztagsfahrten. Großen Zuspruch fanden immer die Heimatabende, die in den Herbstferien im Schulforum Garrel stattfanden. Zwölf solcher Abende wurden bis heute durchgeführt. Elf Heimatabende bestritten Bürger aus der eigenen Gemeinde, die in Musik- und Gesangsvereinen, in Schulklassen, als Gruppen- und Einzelakteure und in der Volkstanzgruppe des Heimatvereins Interessantes darboten. Außerdem wurde eine Ausstellung gezeigt. Der zwölfte Heimatabend wurde von der Gruppe „Eikenholt“ gestaltet. Der Zuspruch seitens der Bevölkerung war immer so groß, dass die Plätze im Forum nicht ausreichten.
Zweimal im Jahr gibt der Heimatverein das etwa 100 Seiten umfassende und mittlerweile in Farbe gedruckte Mitteilungsblatt „Use Dörpblatt“ heraus. Es enthält unter anderem Informationen über wichtige Geschehnisse des vergangenen Jahres, berichtet von Ereignissen vor 100 Jahren in der Gemeinde und beschreibt den Vogel des Jahres.
Großes Interesse findet immer die plattdeutsche Ecke und „Jan un Hinnerk“. Alle Mitglieder des Heimatvereins und Ordensangehörige, die gebürtig aus der Gemeinde Garrel stammen oder längere Zeit hier tätig waren, erhalten „Use Dörpblatt“ kostenlos.
Ein besonderes Ereignis war die 1989 vom Heimatverein organisierte Garreler Veteranenrallye anläßlich des Garreler Freimarktes. Den Teilnehmern wurde ein „Amerika-Zertifikat“ überreicht, womit der Heimatverein diesen einen Besuch in Amerika bescheinigte. Dieses Zertifikat, verbunden mit einem „Amerika-Tropfen“, einem Elixier mit besonderer Wirkung, wünschten sich in Folge immer mehr Amerikabesucher. Diese Tatsache bedingte den Ausbau der Anlage beim Amerika-Stein. Es wurden eine Informationstafel und Tische und Bänke aufgestellt. Später erfolgte der Bau einer schmucken sechseckigen Schutzhütte im Fachwerkstil.
Das war nur möglich, weil sich hierfür Sponsoren fanden, und freiwillige Helfer bereit waren, kostenlos Hand anzulegen. Hier können jetzt die Wanderer und Fahrradfahrer in schöner Umgebung eine Rast einlegen und sich erholen.
125 Jahre Garrel